Einsatz in Südfrankreich anlässlich des Sommerfestes „Féria de Béziers“

"Vierer-Streifenteam" v.l.n.r. Adrien Silva Marin (Policia National Malaga), Philippe Blanc und Valérie Pons (Police Nationale Béziers) und Martina Störmer (Polizei Duisburg)
Einsatz in Südfrankreich anlässlich des Sommerfestes „Féria de Béziers“
Die „Féria de Béziers“ ist eines der größten Sommerereignisse im Südosten Frankreichs und zieht jedes Jahr tausende von Besuchern an.
Polizei Duisburg, Martina Störmer

Die französische Polizei schreibt jährlich im Rahmen der „Europäischen Kommissariate“ verschiedenste Einsatzunterstützungen aus und bittet gezielt um die Entsendung deutscher Polizeibeamter, die über französische Sprachkenntnisse verfügen. Eine der diesjährigen Ausschreibungen war die „Féria de Béziers“, an der viele deutschsprachige und spanische Touristen erwartet wurden. Ich erhielt die Zusage, im August 2019 nach Südfrankreich zu reisen, um dort unter anderem für die deutschen Touristen als Ansprechpartnerin bereit zu stehen. Mein Name ist Martina Störmer und normalerweise versehe ich meinen Dienst beim Polizeipräsidium Duisburg. Béziers ist eine französische Stadt im Département Hérault in der Region Okzitanien und hat etwa 76.500 Einwohner. Diese südfranzösische Stadt ist nur 14 Kilometer vom Mittelmeer entfernt. Die letzten Ausläufer des Massif Central in der Küstenebene des südwestlichen Languedoc ergänzen die wunderbare Lage der Stadt.

 

Béziers - das „französche Sevilla“

Bei der „Féria de Béziers“ handelt es sich um Stierkämpfe, die seit 1968 einmal jährlich in der Arena von Béziers, die über mehr als 13000 Sitzplätze verfügt, ausgetragen werden. Béziers wird auch das „französische Sevilla“ genannt.

Die „Féria de Béziers“ ist eines der größten Sommerereignisse im Südosten Frankreichs und zieht jedes Jahr tausende von Besuchern an. Rund um die Stierkämpfe in der Arena finden eine Vielzahl von Veranstaltungen auf den Straßen, im Stadtzentrum und in und um die „Bodegas“ (Weinkeller) statt. Die Veranstaltungen, die die Féria begleiten, gehören ebenso zum kulturellen Erbe der Stadt Béziers wie seine Stierkämpfe.

Aufgrund der Vielzahl der Besucher und der damit einhergehenden Einsätze, die bei solchen Großveranstaltungen zu erwarten sind, sowie der steigenden Gefahr von Terroranschlägen, stellt diese Großveranstaltung eine Herausforderung für die gesamte Polizei (Police Nationale, Police Municipale), Stadtbehörden, Feuerwehr und Rettungsdienst und das Militär („Mission Vigipirate“/ hier Einsatzkräfte der Fremdenlegion) dar.

 

Ankunft in Béziers / Unterbringung / Verpflegung

Am Dienstag, 13. August 2019, traf ich am späten Nachmittag im „Hotel de Police“ von Béziers ein und wurde sowohl von meinem Kontaktbeamten als auch der Dienststellenleiterin herzlich empfangen. Ich erhielt erste Informationen über den anstehenden Einsatz und eine kleine Führung durch die wichtigsten Räumlichkeiten der Wache. Die Dienststellenleiterin berichtete, dass im Vorjahr bereits ein spanischer Polizeibeamter die französischen Beamten erfolgreich unterstützte und man aufgrund dieser positiven Erfahrungen und im Hinblick auf die deutschsprachigen Besucher nunmehr zusätzliche Unterstützung aus Deutschland angefordert habe.

Ich lernte noch meine beiden französischen Streifenkollegen kennen, die mir meine Unterkunft für die nächsten fünf Tage zeigten. Die Verpflegung sollte an den Einsatztagen nach Möglichkeit mittags in einer Brasserie gegenüber dem Polizeirevier und abends bei der örtlichen Feuerwehr eingenommen werden.

 

Einsatzablauf

Am ersten Einsatztag nahm ich zunächst an einer großen Einsatzbesprechung teil. Dabei lernte ich viele neue Kolleginnen und Kollegen der verschiedensten Bereiche kennen.

Es folgte ein gemeinsamer Kontrolleinsatz der Police Nationale mit dem Arbeitsamt. Schlagartig wurden alle Mitarbeiter der Sicherheitsunternehmen kontrolliert, die im Rahmen der „Féria de Béziers“ an verschiedensten Zugangsstellen eingesetzt waren. Hier zielte die Kontrolle vornehmlich darauf ab, die Personalien und Arbeitsverhältnisse zu überprüfen. Dazu gehörte auch die Befragung zu Art und Dauer der Beschäftigung während des Großereignisses. Anschließend führten wir die ersten Maßnahmen in und rund um die Stierkampfarena durch. Wir wurden hierbei von den «Compagnies Républicaines de Sécurité » (CRS - ähnlich den deutschen Einsatzhundertschaften) unterstützt.

Auch in Südfrankreich sind Stierkämpfe umstritten. Somit bestand immer die Möglichkeit, dass Veranstaltungsgegner in die Arena gelangen und für Störungen sorgen könnten. Eine ständige Präsenz in und um die Arena sollte dies möglichst verhindern. Demonstrationen von Stierkampfgegnern waren angekündigt, durften jedoch nur in bestimmten Bereichen stattfinden.

Nachdem die Eröffnungszeremonie beendet war und die ersten Stierkämpfe begonnen hatten, führten wir zunächst Fußstreifen in der Arena und anschließend auf dem Straßenfest durch. Hier kam es zu vielen positiven Kontakten und Gesprächen mit den Besuchern der Veranstaltung, aber auch mit den Verantwortlichen der Feierlichkeiten.

Die Unterstützung meines spanischen Kollegen und mir wurde vornehmlich tagsüber benötigt. Wir versahen unseren gesamten Dienst in der Zeit von 14- bis 22:30 Uhr. Im „Vierer-Team“ führten wir von Donnerstag bis Sonntag meist Fußstreifen in der Arena, auf dem Straßenfest sowie in den Gassen von Béziers durch. Wir bestreiften touristische Ziele, wie die Schleusentreppen von Fonserannes, das Einkaufszentrum „Polygone“ und die Kathedrale.

Auf dem Straßenfest fand ich einen besonderen Stand der „Amicale Béziers e.V.“. Dieser Verein stammt aus Heilbronn und ist jedes Jahr auf der der „Féria“ in Béziers anzutreffen. Zwischen der Stadt Béziers und Heilbronn besteht seit Jahrzehnten eine Städtepartnerschaft und somit war dieser Stand natürlich auch Ziel unserer Patrouille.

Während unserer Streifen wurden mein spanischer Kollege und ich immer wieder wegen der „fremden“ Uniform angesprochen und nach dem Ziel und Zweck dieser internationalen Kooperation befragt. Die gemeinsame Patrouille kam bei den Besuchern und Einwohnern Béziers gut an. Fast durchweg wurde diese Kooperation begrüßt und für sinnvoll erachtet. Dabei führten wir nicht nur zahlreiche Gespräche auf Französisch, sondern auch auf Spanisch, Englisch und Deutsch.

Wir nahmen im Team verschiedenste Einsätze war und leisteten vielfältigste Unterstützung. So konnte ich auch einem deutschen Touristen als Sprachmittler beistehen, der Opfer einer Straftat geworden war. Gleichzeitig unterstützte ich meine französischen Kollegen bei der Aufklärung des Sachverhalts und bei weiteren Maßnahmen. Zudem konnte ich durch meine Übersetzung die Erstbehandlung des Geschädigten durch die französische Rettungswagenbesatzung erleichtern und schließlich organisieren, dass ihn seine Freundin im Rettungswagen zur Notversorgungsstelle begleiten durfte.

Beide Touristen waren sichtlich erleichtert, Hilfe und muttersprachliche Begleitung zu erhalten.

 

Fazit

Die Zusammenarbeit mit den französischen und dem spanischen Kollegen verlief von Beginn an harmonisch. Schnell wurde klar, dass keine großen Unterschiede bei der Bewältigung der verschiedenen Einsatzanlässe bestehen. Der Umgang miteinander war offen, sehr herzlich und freundschaftlich, so dass wir schnell zum eingespielten Team wurden.

Ich danke all denjenigen, die mir diese großartige Erfahrung ermöglicht haben. Ich kann nur jeden Polizeibeamten ermutigen, Sprachen zu erlernen und die Möglichkeiten zu nutzen, die uns Europa bietet. Ich jedenfalls möchte diese Erfahrung nicht mehr missen.

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110