Vom 1. bis zum 31. Juli wurde mir durch meine Behörde und das Referat 425 des Innenministeriums die Möglichkeit gegeben, am sogenannten „Plan Turismo Seguro 2022“ teilzunehmen. Nach der Bewerbung und der persönlichen Vorstellung im Innenministerium, sowie einem darauffolgenden Kennenlernen aller Beteiligten ging es für mich am 1. Juli 2022 dann endlich los.
Anreise und Ankunft
Am 1. Juli 2022 flog ich vom Flughafen Köln-Bonn nach Palma de Mallorca. Bepackt mit Uniform, Schutzweste, Dienstwaffe, Schlagstock und natürlich privater Kleidung für einen ganzen Monat, wurde bereits die Anreise zu meinem Dienstort ein nicht gerade alltägliches Erlebnis.
Alles verlief reibungslos und vor Ort angekommen konnte ich meine zuvor aufgegebene Waffe bei der vor Ort zuständigen Guardia Zivil in Empfang nehmen.
Gleich zu Beginn hatte ich den Eindruck, dass die spanischen Kollegen meine beziehungsweise unsere Unterstützung sehr schätzen. Mir wurde während meines gesamten Einsatzes und Aufenthalts eine enorme Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft entgegengebracht, die auch nach Dienstende anhielt.
Kaum angekommen wurde ich direkt von einem Kollegen meiner zuständigen Wache, welche sich in Artà befand, empfangen und wir machten uns auf den Weg zur Wache.
Wache Artà
Artà ist eine kleine Gemeinde im Nordosten von Mallorca mit ca. 7500 Einwohnern.
Zum Einsatzgebiet der Guardia Civil de Artà gehören ebenfalls die Orte Colònia de Sant Pere, Cala Millor, Cala Ratjada, sowie weitere kleine Ortschaften.
Insgesamt handelt es sich um ein sehr weitläufiges Einsatzgebiet.
Auf der Polizeiwache arbeiten ca. 70 Kolleginnen und Kollegen, wovon der Großteil im Streifendienst aktiv ist. Im normalen Dienstbetrieb gibt es rund um die Uhr mindestens zwei Streifenwagen,
welche immer von mindestens zwei Kollegen besetzt sind. Darüber hinaus gibt es einen Anzeigenaufnahme-Dienst für Personen, die mit ihren Anliegen direkt auf die Wache kommen.
Der tägliche Dienst
Im täglichen Dienst steht im Rahmen der Streife - neben vorgeplanten Verkehrskontrollen und der Wahrnehmung von Einsätzen - insbesondere der Kontakt mit Bürgern und Touristen im Vordergrund.
Bei unseren täglichen Fußstreifen wurde ich sehr oft durch deutsche Touristen angesprochen und gefragt, was ein Polizist in deutscher Uniform denn hier mache. Nach der Erklärung, warum ich in deutscher Uniform auf Mallorca Dienst versehe, waren die Reaktionen auf den „plan turismo seguro“ jedoch durchweg positiv.
Positiv waren natürlich auch die Reaktionen der deutsch- und englischsprachigen Touristen, die Opfer einer Straftat wurden und sich somit mir gegenüber besser ausdrücken konnten und froh waren ihr Anliegen mit jemandem zu teilen, der ihre Sprache verstand.
Vereinfacht lässt sich sagen, dass ich immer wechselnd eine Woche im Streifendienst unterwegs war und die darauf folgende Woche im in Cala Ratjada befindlichen Büro bei der Anzeigenaufnahme unterstützt habe.
Einsatzaufkommen
Das Einsatzaufkommen war insgesamt nicht sehr hoch. Bei den meisten Einsätzen handelte es sich um kleinere Diebstahlsdelikte zum Nachteil von Touristen oder Geschäften. Verkehrsunfälle werden - anders als in Deutschland - von einer spezialisierten Einheit, der Guardia Civil Tráfico, aufgenommen. Ähnlich wie in Deutschland wird allerdings das Thema der häuslichen Gewalt in Spanien hoch sensibel und umfangreich bearbeitet, sodass ein entsprechender Einsatz zumeist den Großteil einer Schicht eingenommen hat. Aufgrund der sehr restriktiven Gesetze führt eine Anzeige wegen häuslicher Gewalt in der Regel zur vorläufigen Festnahme des Tatverdächtigen.
Auch während meiner Anzeigenaufnahme-Dienste im Büro von Cala Ratjada kam es hauptsächlich zu Anzeigen aufgrund von Diebstählen oder auch Verlusten von Geldbörsen oder Mobiltelefonen.
Fazit
Mein Einsatz im Rahmen der „Europäischen Kommissariate“ war sowohl aus dienstlicher als auch aus persönlicher Sicht sehr bereichernd.
Ich habe es als äußerst spannend empfunden, einen detaillierten Einblick in die Polizeiarbeit eines anderen Landes zu erhalten und Dinge aus einem komplett anderen Blickwinkel zu betrachten. Die Tatsache, dass im Gespräch mit den Kollegen nahezu alle polizeilichen Themen im „Ländervergleich“ besprochen wurden, hat meinen dienstlichen Horizont sicherlich erweitert. Zudem war es eine äußerst schöne Erfahrung, so viel Dankbarkeit und Wertschätzung der Touristen und Einheimischen entgegengebracht zu bekommen.
Ich durfte an einem Ort Dienst versehen, an dem Menschen meist Urlaub machen und habe in meiner Freizeit eine wunderschöne Insel erkunden dürfen. Aus Kollegen wurden Freunde und auch mein Spanisch hat sich sicherlich in Bezug auf „Polizeithemen“ verbessert.
Ich kann allen interessierten Kolleginnen und Kollegen en nur empfehlen, sich auf ein Abenteuer bei den Europäischen Kommissariaten einzulassen.
Abschließend möchte ich mich bei den Kollegen der Guardia Civil, des Referats 425 des IM NRW und des PP Aachen für die Ermöglichung dieser einzigartigen Erfahrung bedanken.