Am 1. Juli 2023 durfte ich meinen Dienst in der örtlichen Dienststelle der Guardia Civil, in der andalusischen Küstenstadt - Almeria antreten. Nach einem erfolgreich absolvierten Auswahlverfahren beim IM NRW und organisatorischen Vorbereitungen wartete ich mit Spannung auf diesen Tag. Obwohl ich die Provinz Almeria wegen meiner privaten Aufenthalte seit mehr als 20 Jahren recht gut kenne, war ich in Erwartung meiner Dienstaufnahme sehr aufgeregt und neugierig.
Am ersten Arbeitstag lernte ich sodann die Hauptdienststelle (Comandancia) durch einen Vortrag über die Geschichte, die Entwicklung und Aufgaben der Guardia Civil kennen. Der Empfang durch die Vorgesetzten war dabei durch bemerkenswerte Gastfreundschaft und Kollegialität geprägt.
In meiner Einsatzplanung waren vier Dienststellen der Guardia Civil vorgesehen:
- zwei Posten der Guardia Civil (Polizeiwachen),
- Flughafen und
- Seehafen.
Bei den letzten zwei Dienststellen nimmt die Guardia Civil die Aufgaben der Luft- bzw. Schiffsverkehrssicherheit wahr und führt Warenverkehrskontrollen durch (vergleichbar mit dem deutschen Zoll).
Bereits zu Beginn meines Dienstes fing die Zeit an, unbemerkt zu verfliegen. Begegnungen mit Kollegen, neue Aufgaben, andere Vorgehensweisen zur Bewältigung von polizeilichen Standardsituationen – all das ließ die Zeit unbemerkt verstreichen. Langeweile – ein Fremdwort!
Einsatz der Technik zur Drohnen-Abwehr und Überwachung der maritimen Grenze, die Suche nach illegaler Einfuhr von Waren, Menschen- und Drogen über das Mittelmeer - wirklich vieles war mir neu und aus meiner Dienstausübung in Nordrhein-Westfalen in dieser Form gar nicht bekannt.
Die beinahe täglichen Ankünfte von Schlauchbooten mit illegalen Einwanderern aus Algerien und Marokko zeigten mir nun deutlich, wie wichtig ein gemeinsames Europa, effektiver Grenzschutz und gerechte und vernünftige Weltpolitik sind.
Auch ein Tag mit dem Patrouillenboot der Guardia Civil auf See aber auch die polizeiliche Präsenz in der Stierkampfarena werden für mich unvergessliche Momente meines Dienstes in Almeria bleiben.
Bei allen Unterschieden in der polizeilichen Arbeit in Spanien und Deutschland stellte ich fest, dass wir in vielen Bereichen Gemeinsamkeiten haben. An meinem ersten Tag im Seehafen beobachtete ich die Arbeit der Kollegen, die hochwertige Fahrzeuge vor ihrem Befahren der Fähre nach Algerien kontrollierten. Da ich mich in meinem täglichen Dienst in Deutschland u. a. mit der Identifizierung von Kfz, bzw. mit Kfz-Erlangungsdelikten beschäftige, wusste ich, ohne mit den Kollegen ein Wort gewechselt zu haben, was sie tun. Der nächste hochwertige Audi wurde dann „meiner“. Nun blickten die Kollegen in meine Richtung. Bei der nächsten „Nobelkarosse“ wurde schon gemeinsam kontrolliert. Kurioserweise fand erst nach dieser Kontrolle ein erstes Austauschgespräch statt, bei dem wir lachend festgestellt haben, dass wir in der Sache wirklich „synchron ticken“ und eigentlich eins zu eins austauschbar sind. Ab dann bildeten wir für mehrere Tage ein Team, in dem keiner Aufpasser und keiner Gastpolizist war, sondern alle als gleichwertige Kollegen mit den gleichen Sachkenntnissen galten.
Auch die privaten Begegnungen mit den Kollegen gehörten zum Alltag und hinterließen unvergessliche Eindrücke. Fußball, Politik, Beamtenbesoldung in den jeweiligen Ländern, die Terrorzeiten der ETA mit vielen toten Kollegen der Guardia Civil und viele anderen Themen, über all das fand unbefangener und sehr interessanter Austausch statt.
Zusammenfassend kann ich nur meine Freude ausdrucken, an dem nach meiner Erfahrung erfolgreichen EU-Projekt - „Europäische Kommissariate“ teilgenommen zu haben. Das war eine wahre Bereicherung für mich als Polizist und als Mensch!
